Unsere Philosophie

Nach dem oft stressigen Uni-Alltag suchen wir als Pferdefreunde einen Ausgleich beim Reiten, wollen raus aus der Stadt und entspannt durch Wald und Feld streifen, mit einem ebenso entspannten Pferd. Wohl kaum jemand hat Freude daran, sich nach Feierabend in überfüllten Reithallen auf abgestumpften oder frustrierten Schulpferden bei straffen Kommandos mit endlosen Bahnfiguren zu plagen. Statt dessen wünschen wir uns freundliche ausgeglichene Pferde mit angenehmen Gängen, mit denen wir gern unsere Freizeit draußen in der Natur verbringen. 

Schauen wir uns in der Reiterwelt um, bemerken wir, dass wir mit dieser Einstellung nicht allein sind. Immer mehr Reiter sehen im Pferd längst nicht mehr das Sportgerät, sondern einen Freizeitpartner, und streben mit diesem ein harmonisches Miteinander an. Dabei sorgt jeder auf seine Art gut für den anderen: Das Pferd schenkt dem Menschen erfüllende Erlebnisse, der Mensch achtet auf artgerechte Lebensbedingungen für das Pferd, sowohl als zahlender Kunde als auch als Halter. Das zeigt sich deutlich in der veränderten Unterbringung der Pferde: Weg von Einzelhaft in Boxen, hin zur Gruppenhaltung in Offenställen und auf weiträumigen Koppeln, um die natürlichen Bedürfnisse der Pferde nach Bewegung, sozialen Kontakten untereinander, Frischluft, Witterungseinflüssen und artgemäßer Nahrungsaufnahme entgegenzukommen.

Sind diese Bedürfnisse erfüllt, können sich sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene über ausgeglichene Pferde freuen. Diese gehen am langen Zügel entspannt, trittsicher und unerschrocken durchs Gelände. Die Ausgeglichenheit begeistert jeden, vor allem aber all jene, die sich zuvor mit Hilfszügeln, Kontrollverlust und permanenter Angst vorm Durchgehen plagten. Dennoch sollten wir uns bewusst sein, dass unsere Pferde nicht von allein so entspannt sind, sondern dem liegt eine solide Ausbildung, basierend auf den Grundzügen der klassischen Reitlehren und den Prinzipien des Natural Horsemanship, zugrunde. Zu verallgemeinern, dass jedes Offenstallpferd cool und gelassen ist, wäre genauso falsch wie die Annahme, jedes in der Box gehaltene Sportpferd sei ein durchgeknallter Spinner.

Wir als Pferdemenschen sollten ein tiefes Verständnis für das Wesen des Pferdes entwickeln, immer im Bewusstsein, dass Pferde Fluchttiere und Menschen Raubtiere sind und uns von daher eine natürliche Feindschaft trennt, die es in einem harmonischen Miteinander zu überwinden gilt. Die Verantwortung hierfür liegt bei uns Menschen. Wir begegnen daher unseren Pferden mit Achtung, Respekt und Würde, bauen Vertrauen auf und stellen eine pferdegerechte Behandlung stets vor unsere eigenen Interessen. 

Viele Reiter erwarten die perfekte Pferdemaschine, ein programmiertes willenloses Tier zum Herumkommandieren. Dabei sind sie sich ihren eigenen Schwächen und Ängsten kaum bewusst, geschweige denn dazu bereit, sich ihnen zu stellen. So sind sie auch nicht dazu in der Lage, eine aufrichtige Beziehung zu einem selbstbewussten, eigenverantwortlichen und absolut authentischen Tier aufzubauen. Kaum jemand weiß wirklich, was es bedeutet, frei zu sein, und so kann er auch nicht mit einem Pferd umgehen, welches seine Freiheit lebt und seinen eigenen Willen sowie seine eigene Lebensauffassung äußert. 

Die meisten Menschen wollen das Reiten erlernen wie das Autofahren, also mit Methoden wie drücke hier und ziehe da, um dieses oder jenes Ergebnis zu erhalten. Und leider wird es in der Praxis auch oft so gelehrt. Bei einem Auto, einer stets gleich funktionierenden Maschine, ist dies angebracht. Ein Pferd jedoch ist ein hochentwickeltes Lebewesen mit einer eigenen Meinung, einer Seele und mit Gefühlen. Gutes Reiten basiert zu zwei Dritteln auf Gefühl und lediglich zu einem Drittel auf KnowHow. Ein guter Reiter und all diejenigen, die sich auf dem Weg dahin befinden, zeichnen sich aus durch Eigenverantwortung, Selbstbeherrschung, Einfühlungsvermögen, Geduld, Fairness sowie mentale und körperliche Fitness. Eigene Unzulänglichkeiten werden niemals am Pferd ausgelassen. Und wer glaubt, mit drauf setzen und dann los sei es getan, der irrt. Erforderlich sind neben einem wachen Geist und einer ständigen klaren Präsenz auch ein gutes Körpergefühl, Beweglichkeit und Ausdauer. Zudem sollten die Proportionen von Mensch und Pferd zueinander passen. Auch wenn es in der Praxis oft behauptet wird – kein Pferd ist ein Gewichtsträger, sondern es wird lediglich vom Menschen dazu erklärt. 

Um Harmonie und eine feine Kommunikation mit unserem Pferd zu erreichen, ist es erforderlich, das natürliche Verhalten der Pferde zu studieren und seine Sprache zu erlernen. Naturgemäß ist das Pferd ein Flucht- und Herdentier, zufrieden mit seinem Platz in einer festgelegten Rangordnung, ein Mitläufer mit dem Ziel, innerhalb dieses Gefüges im Schutz der Herde einem klugen und souveränen Leittier zu folgen und somit beste Bedingungen fürs eigene Überleben zu finden. Beim Reiten und unserem Umgang mit Pferden ist es unsere Aufgabe, die Rolle des Leittiers zu übernehmen, mit all seinen Merkmalen wie Souveränität, Präsenz, Weisheit, Durchsetzungsvermögen und freundlicher Bestimmtheit. Daran orientieren wir uns sowohl am Boden als auch auf dem Pferderücken, wobei sich unsere Hilfengebung genauso gestaltet wie die Kommunikation eines Leittiers zum Herdenmitglied – so sanft wie möglich und zu gleich so bestimmt wie nötig. Dies praktizieren wir beim Studentenreiten auf Ausritten und bei der Beschäftigung mit unseren Pferden am Boden. Zudem erlernen wir unzählige scheinbar nebensächliche Details, Handgriffe und Kleinigkeiten, die den Umgang mit Pferden enorm erleichtern und uns helfen, eine solide Partnerschaft, geprägt von gegenseitigem Vertrauen, Achtung und Respekt aufzubauen, die beiden, sowohl dem Menschen als auch dem Pferd, Freude macht und unser Leben angenehm bereichert.